Dem eigenen Körper wieder vertrauen

Mein Leben war von Anfang an mit sehr vielen Stolpersteinen versehen. Von den leiblichen Eltern vernachlässigt und immer wieder zurückgestoßen, aufgewachsen mit fünf Geschwistern, die ich sehr liebe, aber leicht war es nicht immer. In der Schule ausgelacht und verspottet und ausgeschlossen worden, aus verschiedensten Gründen. Eine Ausbildung abgeschlossen, an die falschen Leute geraten, an einem vernünftigen Erwerbsleben zweifelnd. Als ich ganz unten war, arbeitslos, geschieden, finanziell am Rand stehend, habe ich meinen Mann kennengelernt. Er ist in allen schwierigen Situationen an meiner Seite gestanden, hat mich begleitet, bis ich wieder Arbeit fand. Wir haben uns ein Leben aufgebaut und dann wurde ich schwanger. Alles war perfekt, unser Leben, unsere Liebe, unser Glück. Bis unser Sohn starb. Zu früh. Noch bevor wir ihn kennenlernen durften. Wenn ich vorher dachte ich war schon einmal ganz unten, hat dieses Unten an jenem 04.07.2018 eine komplett neue Dimension erreicht. Ich bin innerlich zerbrochen, nach außen hin jedoch immer wieder aufgestanden. Ich war stark, ich musste stark sein, ich musste leben. Dann bekam ich rheumatoide Arthritis, als Reaktion auf den psychischen Stress. Für mich war es ein Schlag in mein Gesicht. Mein Körper hat doch gerade erst versagt und jetzt versagte er schon wieder. Mein eigener Körper greift mich an, greift meine Gelenke an, zerstört sie und verweigert mir ein Kind. Es ist schwierig, bis gerade zu unmöglich seinem eigenen Körper zu vertrauen, wenn so viel in kurzer Zeit passiert. Ich nahm Medikamente, sie halfen nicht wie gehofft. Ich nahm weitere Medikamente. Sie halfen eine Zeit lang, doch nicht dauerhaft und nicht gegen die Schmerzen.

Dann lernte ich Sabine kennen, auf den Rat meiner Rheumatologin ging ich zu ihr. Bei unserem ersten Treffen sagte sie noch nicht viel, außer, dass ich für mein Alter in einem furchtbaren Zustand bin. Heute sagt sie mir offen, dass ich beinahe vergrämt war, verschlossen und gebeugt. Ihre Methoden als Ergotherapeutin waren das Erste, was mir gegen die chronischen Schmerzen zu helfen begann. Dann wurde mir noch eine TCM Ärztin in Graz empfohlen, bei der ich nun zusätzlich in Behandlung bin. Wegen des Rheumas und wegen des Kinderwunsches. Eine liebe Nachbarin, hat mich dann noch weiters mit einem natürlichen Mittel gegen entzündliche Reaktionen und Schmerzen unterstützt. Heute bin ich beinahe schmerzfrei und die Entzündungswerte sind auf einem minimalen Level. Wenn ich jetzt zu Sabine gehe, strahlt sie mich an und staunt über meinen Fortschritt. Ich lache mehr, bin offener und gehe aufrechter. Wir reden oft darüber und immer sage ich ihr das Gleiche: „Das habe ich dir zu verdanken. Du warst die Erste, die mir das Vertrauen in meinen Körper zurückgegeben hat. Die mir gezeigt hat, dass es mehr als einen Weg zur Besserung geben kann. Deinetwegen traue ich mich neue Wege zu gehen, Neues zu probieren, weil du mir bewiesen hast, dass es sehr wohl Möglichkeiten gibt, wenn man sie nur gezeigt bekommt.

Ob das mit dem Kinderwunsch noch funktionieren wird, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass ich das Vertrauen in meinen Körper zurückbekommen habe. Ich weiß, dass er doch funktionieren kann, wenn nur die richtige Person einem den Weg zeigt. Jeder von uns braucht eine Sabine, die uns die Augen öffnet und bis dahin sollten wir nie die Hoffnung verlieren. Zumindest nie endgültig.

2 Antworten auf „Dem eigenen Körper wieder vertrauen

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